Archiv für den Monat: September 2019

Die Kunst des digitalen Lebens

Am Wochenende war ich an eine Lesung in Zürich eingeladen, die dann wohl eher eine moderierte Buchvorstellung war. Zusammen mit dem Moderator und Comedian Fabian Unteregger, der süffisant durch den Abend führte, stellte Rolf Dobelli sein neustes Buch „Die Kunst des digitalen Lebens“ vor. In diesem geht es um unseren heutigen Medienkonsum, digital sowie auch im Papierformat. Rolf Dobelli verzichtet seit 10 Jahren auf jegliche News und hat sich selbst eine radikale News-Diät verordnet. Er meint, dass die heutigen News einen mehr verwirren als Klarheit Schaffen und darum das Leben beeinträchtigen. Abgesehen, dass man eine Menge Zeit verschwendet, stellt der News Konsum den Menschen unter Dauerstress denn wie soll man all die negativen Meldungen die auf uns einprasseln verarbeiten? Dieser Dauerstress als News Junkie verleitet uns dazu die falschen Entscheidungen zu treffen. Auch wird man nicht glücklicher, sondern vergrößert nur seine Sorgen, dies aufgrund von Informationen und Geschehen, auf die wir sowieso kein Einfluss haben.

Seit Google und Facebook die Werbeeinnahmen der Printmedien aufgefressen haben, fordern gemäss Rolf Dobelli die heutigen Redaktionen ca. 10 Artikel pro Journalisten pro Tag. Aus diesem Grund können die Artikel selbst in den renommierteren Blättern nicht so in die tiefe gehen wie diese eigentlich sollten. Wenn man trotzdem nicht auf Medienkonsum verzichten möchte dann bieten Wochenmagazine eine Alternative zu dem schnellen, kurzlebigen Journalismus der heutigen Tageszeitungen. So kann man sich ein Mal pro Woche auf längere, besser recherchierte Artikel fokussieren. Am besten nur 1x pro Woche und auch zeitlich limitiert konzentriert an einem Stück.

Warum möchte uns Rolf Dobelli davon überzeugen, dass wir uns der Medienflut entziehen sollen? Wir sollen uns fokussieren auf das Wesentliche, uns die Informationen zuführen, die für uns wichtig sind. Jeder Mensch hat 2 bis maximal 3 Kernkreise. Für diese Kreise sind aktuelle News sehr wichtig. Es sind dies Familie und Freunde, der Beruf, eventuell ein Hobby. Man möchte doch wissen wie es seinen liebsten geht, was in seinem Job wichtig ist oder was die neusten Erkenntnisse bei seinem geliebten Hobby sind. Falls etwas wichtiges in der Welt passieren sollte, kann man sich auf die Mundpropaganda der Freunde verlassen. Diese filtern das Relevante vom instant News Müll und übermitteln es in der richtigen Dosierung.

Dies also eine sehr kurze Zusammenfassung des Abends und Rolfs Dobellis Buch, dass ich noch nicht gelesen habe. Ich teile nur zum Teil seine Meinung, bin aber damit einverstanden, dass heutzutage vieles unnützes geschrieben wird. All diese Gratiszeitungen die jeden Tag im öffentlichen Verkehr aufliegen und hinter denen sich alle Pendler verstecken. Für mehr taugen diese ja nicht, es muss einfach und schnell gehen. Wie ein guter Freund von mir sagt: „Die Seite ist jeden Tag weiss und muss gefüllt werden“. Jeder muss wohl selbst wissen wie viel er konsumiert und welches für einen das richtige Medium ist. Ich werde auf jeden Fall mal probieren, meinen Medienkonsum etwas zu reduzieren, das mit dem Wochenmagazin scheint mir eine gute Alternative zu sein. Ob ich Rolfs Dobellis Buch lesen werde weiss ich noch nicht. War ein netter Abend.

Eventuell heute ausverkauft?

Wir wissen es alle, Fisch ist ein wertvolles Lebensmittel geworden. Seit Jahren predigt man uns, wir sollen höchstens einmal pro Woche Fisch essen und wenn überhaupt, dann nur Fisch mit Bio- und Umweltsiegel. Nachlesen kann man das auf der WWF Webseite von der die untenstehende Grafik stammt. Unteranderem steht dort, dass die weltweite Überfischung heute als eine der grössten Bedrohungen für die Gesundheit der Meere und das Überleben seiner Bewohner gilt. Weltweit gelten 33 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände als überfischt und 60 Prozent als maximal genutzt. In den europäischen Gewässern sei die Situation besonders schlimm. Im Mittelmeer und im Schwarzen Meer werden sogar 62,2% Prozent der Bestände als überfischt klassifiziert.
Ich versuche schon seit längerem meinen Fischkonsum auf ein vernünftiges Mass zu beschränken und wenn, dann kaufe ich Labelfisch aus möglichst nachhaltigem Fang. Allerdings muss auch ich zugeben, dass ich während meines Sommerurlaubs in Spanien sicherlich mehr als einmal pro Woche Fisch gegessen habe. Im Fischerdorf versorgten die lokalen Fischer den täglichen Fischmarkt…. wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob der Fisch wirklich aus dem eigenen Fang stammte oder zugekauft war. Der Fischmarkt jedenfalls hatte jeden Tag ein äusserst reichhaltiges Angebot, was natürlich dazu animierte diesen fangfrisch zu kaufen.
Genau gleich verhält es sich bei der Fischtheken in unseren Lebensmittelgeschäften. In jedem grösseren Einkaufzentrum bieten diese jeden Tag bis spät am Abend ein fast genauso reichhaltiges Angebot wie am Fischmarkt im Fischerdorf. Ob nun frischer Lachs, eine Dorade oder auch einen leckeres Thunfischfilet, es ist immer alles erhältlich. Gleich daneben, an der Sushi Theke, sind jeden Tag alle möglichen verschiedenen Varianten der beliebten Fischsnacks erhältlich. Von den vielen Sushi Restaurants, die es zahlreich in der Stadt gibt, schreibe ich schon gar nicht.
Das Paradoxon des Überangebots an den Fischtheken könnte hier in Zentraleuropa nicht offensichtlicher sein. Es gibt eigentlich fast nichts mehr, dennoch kann man jeden Tag, überall Unmengen davon kaufen. Eventuell würde ein «heute ausverkauft» helfen, die Sensibilisierung der Gesellschaft bei diesem Thema zu fördern.