Archiv für den Monat: März 2020

Der vorläufig letzte Flug

Wie ich in meinem letzten Poste geschrieben habe, war ich letzten Montag fliegen. Ich durfte die Maschine von Fehraltorf nach Bad Ragaz pilotieren. Meine Flugplanung führte mich über das Toggenburg, entlang an den verschneiten Nordhängen der Churfürsten.

Rechts unten sieht man, dass trotz bester Pistenbedingungen, das menschenleere Skigebiet Wildhaus – Chäserrugg, welches wie alle Skigebiete wegen der Corona Epidemie geschlossen wurde.

Über dem Rheintal ging es dann weiter nach Bad Ragaz wo ich einige Landeübungen machte.

Nach dem bezahlen der Landetaxen machte ich mich dann zusammen mit meinem Fluglehrer wieder auf den Rückweg den ich entlang der Südseite der Churfürsten, über dem Walensee geplant hatte. Wunderschön, wie sich die Sonne im See spiegelte.

Danach übten wir noch ein paar Spiralstürze. Mein Fluglehrer leitete eine Kurve mit einem 60 Grad Seitenneigewinkel ein und lies die Maschine in einer Spiralbewegung nach unten sinken. Meine Aufgabe war es dann die Maschine aus dem Spiralsturz abzufangen, diese zu stabilisieren und wieder auf Reiseflughöhe zu bringen.

Sieht spektakulärer aus als es in Wahrheit ist… fand ich zumindest. Wenn man sich das Vorgehen verinnerlicht, die Sicherheitsvorkehrungen einhaltet, dann ist das Manöver gar nicht so problematisch und macht im Gegenteil sogar Spass.

Als ich den Flieger am Montagabend wieder in den Hangar zurückstiess, kam mir nicht im Traum in den Sinn, dass die Corona Epidemie sogar unseren kleinen Flughafen erreichen wird. Weit gefehlt wie sich herausstellte. Unsere gesamte Flotte wurde bis zum 20. April staatlich gegrounded, es sind sogar Single Pilot Flüge mit Privatmaschinen untersagt.
Anscheinend lässt die politisch- gesellschaftliche Meinung zurzeit nicht mehr zu, persönliche Standpunkte zu haben, geschweige denn zu vertreten! Es sei denn, man möchte sich exponieren, was ich hier sicherlich nicht machen werde.

Spezielle Situation

Auch ich möchte die Corona Virus Infektionswelle in meinem Blog dokumentieren, allerdings tue ich mich schwer mit dem Titel dieses Posts. Soll ich nun «Schwierige Zeiten» schreiben? Oder «Ausnahmezustand»? Ich glaube es wird in den Medien ja schon genug berichtet über weitere Ansteckungen, Todesfälle, Sperrungen etc., dazu muss ich wohl nichts ergänzen. Auch die Massnahmen dazu will ich nicht kommentieren oder die Situation sogar zu verharmlosen zu versuchen. Allerdings finde ich es etwas speziell, dass gerade die Schweiz als Hochrisiko Gebiet eingestuft wurde und auf der Liste der Länder mit den meisten Neuansteckungen immer auf den vorderen Rängen zu finden ist. Dies hätte ich mir vor einigen Monaten nie vorstellen können sowie auch nicht die leeren Regale in den Lebensmittelläden.

Obwohl unsere Grossverteiler mehrfach versicherten, dass Ihre Warenlager gut gefüllt sind, glauben anscheinend viele Meschen nicht so richtig daran. Natürlich habe ich Verständnis, dass Familien deren Kinder ab nächster Woche wegen der schweizweiten Schulschliessung daheim sind, dafür sorgen müssen, dass etwas zum Essen vorhanden ist. Aber braucht man dafür wirklich einen Vorrat an Mehl und Pasta in Unmengen?

Was ich dann ganz komisch finde die Hamsterkäufe von Unmengen an Toilettenpapier. Vor dem Coop am letzten Freitag stapelte ein Mann in meinem Alter einige 30 Packs auf seinen Fahrradanhänger so dass dieser fast kippte. Können wir anscheinend nicht mehr überleben ohne dass wir unseren Allerwertesten mit einem Ultraweichen Zartwischpapierchen abwischen können? Hier fehlt mir etwas das Verständnis was die Menschen dazu bewegt Unmengen davon zu horten.

Obwohl die ganze Entwicklung schon etwas beunruhigendes hat, hoffe ich, dass wir zumindest die verordnete Zwangspause dazu nutzen können um etwas zur Ruhe zu kommen. Es ist doch auch mal schön, wenn man nicht immer von einem Termin zum nächsten hetzt und sich nicht überlegen muss, in welches der 10 angesagten Restaurants man nun essen gehen soll. Die kommende Woche soll ja schönes Wetter bringen. Darum geniessen wir es, halten uns möglichst draussen auf und versuchen unseren Medienkonsum zu reduzieren… denn ändern kann man ja sowieso nichts. So probiere ich zumindest mit Situation umzugehen. Darum gehe morgen auch mal wieder fliegen denn auf 5500 Fuss soll das Ansteckungsrisiko nicht so gross sein wie am Boden.

Habt eine schöne Woche und bleibt gesund

Die grösste Quelle Deutschlands

Ende Februar, bei äusserst angenehmen Temperaturen, bin ich mit dem Fahrrad an die grösste Quelle Deutschlands geradelt. Die Hegaurunde ab Radolfzell führt ca. 50km durch die Umgebung des Bodensees über ausgedehnte Landschaften mit Wäldern, Flüssen, Hügeln und Feldern.
Die Grösste Quelle Deutschlands habe ich durch Zufall entdeckt, da ich unmittelbar daran vorbei geradelt bin. Das Wasser der Aachquelle steigt aus einer 18 Meter tiefen unterirdischen Quellhöhle auf und bildet einen kleinen See, den sogenannten Aachtopf. Das Wasser stammt zum grössten Teil von der Donau und fliesst durch Versickerung unterirdisch etwa 12 Kilometer bei einer Geschwindigkeit von ca. 200 Meter pro Stunde durch Hohlräume bis zum Aachtopf. Täglich sprudeln so durchschnittlich 8600 Liter pro Sekunde aus der Quelle, was ja eine ganze Menge ist.

Der Beweis, dass es sich tatsächlich um versickertes Donauwasser handelt, wurde im Oktober 1877 erbracht. Es wurde dem Wasser in der Donauversickerung rund 20 Tonnen Salz zugemischt und nach etwa 60 Stunden konnten das salzhaltige Wasser im Quelltopf nachgewiesen werden.
Eine wirklich schöne Rundfahrt mit abwechslungsreicher Landschaft bei der man nur wenigen Leuten begegnet. Allerdings wenn man dann mal jemanden begegnet, dann können es auch Bergungen der etwas skurrileren Art sein, wie der Hund im Kinderwagen.
Auch gibt es eine schöne Schlossanlage in der Gegend. Das Schloss Langenstein liegt etwas abseits und beherbergt heute einen Golf- und Reitclub. Anhand der parkierten Personenwagen konnte ich davon ausgehen, dass es sich wohl eher um eine Anlage für sehr gutbetuchte handelt.

Für die Pilotenausbildung bin ich jeweils montags und donnerstagabends im Flugfunk Kurs in dem man uns beibringt, wie wir uns in der sogenannten Englischen Standard- Phrasenterminologie mit der Luftraumüberwachung unterhalten sollen. Dafür simulieren wir die Flüge und müssen dabei unsere Anfragen zum Rollen, Starten, Landen, das hineinfliegen in bestimmte Lufträume etc. jeweils einem virtuellen Lotsen übermitteln und dessen Freigaben und Aufforderungen korrekt bestätigen. So fliege ich seit Februar montags und donnerstags von Zürich nach Genf, von Basel nach St. Gallen, von Bern nach Zürich, von Zürich nach Samedan und wieder im Kreis zurück. Je nach Aufgabe muss ich dann noch eine Zwischenladung machen, es wird ein Passagier Luftkrank, ich habe einen platten Reifen auf dem Rollweg oder ein paar andere kleine erschwerende Ereignisse die ich dann am Funk richtig übermitteln muss oder adäquat reagieren sollte.
Man glaubt es fast nicht, aber das Ganze ist komplizierter als gedacht. Bis man endlich sein Hirn so verdreht hat, dass man die Anweisungen in der richtigen Reihenfolge wieder zurück liest oder beim Aufruf nichts vergisst, brauch es schon etwas Übung. Nach 8x Schulung geht es zum Glück schon etwas besser, aber alle von uns haben immer noch ab und zu mal einen Hänger. Die Schulung geht bis 22:00 Uhr und ich bin danach ganz froh, wenn ich mir zuhause ein kühles Bier einschenke um etwas die Flugzeuge aus meinem Kopf zu kriegen.