Archiv für den Monat: September 2017

In concerto a Verona

Dieses Wochenende konnte ich ein verlängertes Wochenende in Verona verbringen und ein Konzert von Zucchero Fornaciari besuchen. Das Konzert fand in der im Jahr 30 n. Chr. errichteten Arena die Verona statt, ein epochaler Ort also. So wie ich im sight seeing Bus erfahren habe, dürfen dort nur die ganz grossen auftreten. Die Kommission, die die Arena verwaltet ist sehr wählerisch bei den Künstlern. Lange nicht jeder der dort auftreten möchte wird auch eingeladen. Zucchero begleitet mich schon sehr lange. Mein erstes Album (Rispetto) kaufte ich 1986, am ersten Konzert war ich irgendwann 1988 als er mit meinem Lieblingsalbum Blues auf Tour ging. Weitere Konzertbesuche folgten dann 1999 an der „oro incesso e birra“ tour und noch einer etwa 2005. Jedes Mal war ich begeistert in welcher Qualität der Künstler die Musik rüber brachte. Sound und Gesang sind einmalig und perfekt bei ihm. Auch fing das Konzert jeweils mit schweizerischer Pünktlichkeit an und dauerte immer über zwei Stunden. Eine Leistung an der sich andere Stars messen können. Irgendwie habe ich dann seine Konzerte etwas verpasst. Ganze 12 Jahre lang habe ich keines mehr besucht, obwohl ich seine Musik immer noch sehr gerne höre. Nach so langer Zeit war ich darum sehr gespannt, wie es wohl an diesem Konzert sein wird. Ja, Zucchero ist alt geworden, man sieht ihm sein bewegtes Leben an. Aber dies ist auch schon alles, die Stimme und der Sound waren genauso packend wie immer. Nach den neueren Stücken aus seinem letzten Album „Black Cat“, machte er eine Reise zurück in seinem musikalischem schaffen. Ich war das erste Mal an einem seiner Konzerte in Italien, ich denke er war gerade darum recht gesprächig. Als jemand aus dem Publikum ihm „dio ti benedica“ zurief, erzählte er ein wenig aus seiner Jugend. Der Pfarrer erlaubte ihm auf der Kirchenorgel zu spielen, falls er sich bereit erklärt bei der Messe mitzuhelfen. Wer Zucchero kennt, der weiss, dass er sich nicht sehr viel aus der Kirche machte. Der Pfarrer wurde deshalb nicht wirklich sein Freund als er auf der Kirchenorgel lauter progressives Zeugs anfing zu spielen. Auch dass er mit den Kommunisten Karten spielte, missfiel der Kirche natürlich. Er hatte allerdings beide, die Kirche und die Kommunisten, nie wirklich verstanden. Um es in seinen Worten auszudrücken „solo palle“ 🙂 Ich kann meine Emotionen beim Konzert nicht beschreiben, aber für mich ist er einer der ganz grossen und ich ziehe den Hut vor ihm. Diese packende Stimme und dieser fette Sound, seit über 30 Jahren, in einer Qualität die seines gleichen sucht. Rispetto Zucchero!

Talamone

Durch die Freundin meiner Mutter, die Frau meines Patenonkels bin ich auf dieses schönes bed and breakfast gestossen. Die Villa Bengondi ist ein grosser Komplex der aus einem Haupthaus und zahlreichen Nebengebäuden besteht. In all diesen Gebäuden gibt es Zimmer und Apartments die man bewohnen kann. Sei es das grosse Apartment mit privatem Garten auf der Rückseite oder ein Zimmer zum Meer hin gerichtet, alles ist hier sehr schön und wird jeden Tag gepflegt. Der Gärtner Julio, die Haushälterin Rodica oder Anna die jeden Morgen das Frühstück frisch zubereitet machen wirklich alles das man sich wohl fühlt. Der wunderschöne Garten lädt zum Verweilen ein, unten am Meer gibt es einen sehr kleinen Strand an dem man baden kann. Allerdings ist dieser für pure Badetouristen wohl zu klein.

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Die Villa Bengodi liegt leicht erhöht am Golf von Talamone, dies mit wunderbarer Aussicht auf die Stadt selber und auf den Torre di Talamonaccio. Die seitlich vorgelagerte Halbinsel mit dem Touristenort Porto Santo Stefano begrenzt den Golf von Talamone. Wenn man ganz geradeaus schaut sieht man im Dunst die Insel Gigilio, welche 2012 traurige Berühmtheit erlangte, weil so ein ganz gescheiter Kapitän sein Kreuzfahrtschiff dort versenkte. Interessant ist auch, dass eine Szene des James Bond Film „Quantum Trost“ im Jahre 2008 ganz in der Nähe gedreht wurde. In der Szene in der sich James Bond mit René Mathis trifft kann man Talamone sowie die Villa Bengodi gut erkennen. Die Szene wurde auf dem Torre di Talamonaccio gedreht.

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Der kleine Fischerort Talamone ist seit Jahrzenten unverändert. Mein Patenonkel zeigte mir alte Fotos auf diesen der Ort immer noch gleich aussieht. Hier sucht man vergeblich nach Fast Food Restaurants oder Musikbars. Es scheint die Zeit im Ort stehen geblieben zu sein. Klar gibt es ein Hotel, eine knappe Handvoll Restaurants, Bars und auch einen Pizza Bäcker. Aber das wars dann schon. Alles klein und überschaubar. Frischen Fisch gibt es jeden Tag vom Fischer, den man am Abend und am Morgen auf dem Meer beim Fischen beobachten kann.

Talamone

Baden kann man in Talamone wunderbar im „Bagno delle Donne“ wobei zu sagen ist, dass auch Männer heutzutage zugelassen sind.

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Eine wunderbare Gegend, verglichen mit den hässlichen Marinen oberhalb von Grosseto. Eine wirklich schöne Badebucht. Noch eine kleine Anmerkung: Aus Insider Quelle weiss ich, dass die Villa Bengodi zum Verkauf steht. Wer also 12Mio Euronen übrig hat könnte sich hier einen schönen Alterssitz anschaffen. Mir persönlich war das ganze etwas zu gross, darum werde ich von einem Kauf absehen 😉

Aufschieben

Wir kennen es ja alle. Es gibt Dinge die man eigentlich erledigen oder machen sollte, wir finden aber immer einen Grund diese nicht anzupacken. «Man sollte doch», «ach das sollte ich schon lange machen», «meinen alten Freund muss ich nun endlich mal besuchen». Wenn das Dinge sind die keine zeitliche Limitation haben ist dies auch nicht weiter schlimm. Schwieriger wird’s wenn man Sachen Aufschiebt die man irgendwann nicht mehr erledigen kann. Ein Beispiel dafür war der im Jahr 2015 geplante Besuch meines Onkels in Italien. Ich wollte Ihn eigentlich schon seit einigen Jahren besuchen. Aber jedes Jahr war ich so mit anderem beschäftigt, dass der Besuch immer herausgeschoben wurde. Im Jahr 2015, als ich nach Rom gelaufen bin, wollte ich ihn dann wirklich besuchen. Leider war er vor 4 Monaten gestorben, ich war also zu spät.

Meine Mutter liegt mir schon seit sicherlich 5 Jahren in den Ohren, dass sie gerne wieder mal im Meer baden möchte. Jedes Mal, wenn ich vom einem Urlaub zurück gekommen bin lag sie mir erneut in den Ohren. «Ach, ich wäre so gern mitgekommen und ich würde sicherlich auch nicht stören. Nimm mich doch bitte das nächste Jahr mit» Darum bin diese Woche mit meiner Mutter ans Meer gefahren. Ich bin mit ihr in die Südtoskana gereist (mehr zum Ort und Umgebung im nächsten Posting) und habe sie im Meer baden lassen.

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Die Gelegenheit hat sich angeboten, ein Treffen mit einer ihrer alten Freundinnen, die vor über 35 Jahren in die Toskana ausgewandert ist, zu organisieren. Der Mann dieser Freundin ist gleichzeitig mein Patenonkel, darum war das treffen nicht ganz uneigennützig. Schliesslich musste ich meine Patengeschenke abholen da er, als ich acht war, auswanderte 😉

Dieses Mal bin ich nicht zu spät. Gut so!

Hallo Berlin

Weil es mir das letzte Mal in Berlin so gut gefallen hat bin ich letztes Wochenende wieder nach Berlin. Diesmal sogar mit einheimischer Stadtführung was die Sache einiges leichter machte. Am Samstag in strömenden Regen aus der Schweiz geflogen entpuppte sich das Wetter in Berlin als recht freundlich. Was für eine Überraschung! Obwohl dichtere Wolkenfelder sich mit blauen Himmel und Sonnenschein abwechselten waren die Temperaturen so um 20 Grad einiges angenehmer als in der Schweiz. Beim Schlendern durch die Stadt als erstes am Tränenplast vorbei gekommen.

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Der Tränenplalast ist die ehemalige Ausreisehalle der Grenzübergangsstelle am Bahnhof Friedrichstraße. Er befindet sich innerhalb der ehemaligen Osthälfte Berlins. Von hier fuhr die Bahn aus der DDR nach West-Berlin. Die Bezeichnung Tränenpalast kommt davon weil hier die DDR-Bürger die westlichen Besucher unter Tränen verabschieden mussten.

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Dann an einer Stadtrundfahrt per Schiff teilgenommen. Die Schiffstour auf Spree und Landwehrkanal verbindet das historische und moderne Berlin. In einem Rundkurs geht es entlang zahlreicher Sehenswürdigkeiten unter mehr als 60 Brücken hindurch.

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Das Schiff muss einige Schleusen passieren in denen der Wasserstand jeweils um rund 1.5m angehoben oder abgesenkt wird.

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Danach wieder etwas durch die Stadt spaziert und an der Ampelmann Bar einen Aperitif getrunken. Der Ampelmann ist in Berlin Kult. Die Fussgängerstreifen Ampel Symbole kommen ursprünglich von der Ostdeutschland und wurden nach der Wiedervereinigung sukzessive durch westdeutsche Ampelsignale ersetzt. Nach grossen Protesten werden seit 2005 wieder Ostdeutsche Ampelmänner Symbole in den Fussgänger Lichtsignalanlagen eingesetzt.

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Am nächsten Tag an einen Berliner Flohmarkt und dann im Görlizerpark im Edelweiss etwas trinken gegangen.

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Auch hier wieder typisch Berlin. Bunt, kreativ und chillig wie kaum wo anders.

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Nach der stärkung im Edelweiss am Kulturmarkt etwas Kunst angeschaut um dann in den Mauerpark zu fahren.

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Im Mauerpark gibt es jeden Sonntag einen Flohmarkt und anscheinend die Möglichkeit Karaoke zu singen. Obwohl ich selber nicht unbedingt ein Karaoke Fan bin liess ich mich überreden die Sache mal anzuschauen. Diese Karaoke Show sei anscheinend super lustig und man amüsiere sich prächtig. Ein wenig skeptisch setzte ich mich in die Strassenbahn und fuhr los. Im Mauerpark angekommen erstmal durch die vielen Leute gelaufen die kartenspielend, essend, lesend etc. am Boden sassen.

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An der Karaoke Ecke angekommen musste ich erst mal stauen. So Karaoke gibt’s nur in Berlin! Ich glaubte ich spinne, da sassen geschätzte 1000 Leute die der gratis Show zuschauten. Und diese Stimmung erst, wow!

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Hier mal eine kleine Auswahl vom skurrilen Spice Girl, schönem R. Kelly und angebeteten Enrique Iglesias. Man beachte im Video die Getränkeverkäufer die durch die Reihen laufen. Über Mojito, Bier, Shots etc. konnte man alles kaufen und alles ist improvisiert. Kein Eintritt, keine Sicherheitsvorkehrungen, keine Getränkekarte einfach nur fun. Hat mir gut gefallen.

Am Abend dann Koreanisch Essen gegangen was der volle Hype zu schein scheint. Selbst am Sonntag mussten wir anstehen und warten bis wir einen Tisch bekommen haben. Hat gut geschmeckt, war aber etwas laut da drin.

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Am Montag war dann Shopping angesagt, allerdings das KaDeWe war mir persönlich zu versnobt und zu teuer. Aber schön mal in diesem 110 Jahre alten Kaufhaus gewesen zu sein.

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Sicherlich bin ich nicht das letzte Mal in Berlin gewesen, diese Stadt gefällt mir immer besser. Der September wird bei mir abwechslungsreich weiter gehen, ich freu mich schon drauf. Stay tuned!