Archiv für den Monat: September 2018

Das letzte WhatsApp

Am Anfang eines Blog Beitrags ist die Seite immer ganz weiss. Es gibt Beiträge bei denen es mir richtig gut von der Hand geht, die Buchstaben purzeln ganz schnell auf die Seite, es macht richtig Spass zu schreiben. Manchmal allerdings ist es ein richtiges Geknorze, ich finde nicht die richtigen Wörter, die Satzstellung gefällt mir nicht, geschweige denn die Grammatik. Dieser Beitrag gehört eindeutig zu der zweiten Kategorie, ich würde sogar sagen es ist der schwierigste den ich je geschrieben habe.

Mein guter Freund Marius, mit dem ich nun seit fast 3 Jahren während der Woche zusammenwohne, ist unerwartet und viel zu früh am 16. September 49 jährig verstorben. Das letzte Lebenszeichen war eine WhatsApp Nachricht die ich am vorletzten Samstag von ihm erhalten hatte. Wir unterhielten uns übers Pilze sammeln und er meinte er würde am Sonntag suchen gehen. Wie mir berichtet wurde sagte er während dem sammeln plötzlich, dass es ihm nicht mehr so gut gehe. Kaum hatte er dies gesagt fiel er zu Boden und war Tod. Sämtliche Reanimationsversuche der Anwesenden und der Rettung blieben erfolglos. Dieser Chat bleibt jetzt für immer stumm.
Nach dem ersten Schock probiert man dann irgendwie zu funktionieren, ist für die Angehörigen da die ich fast alle kenne, versorgt die Katze, schaut dem Haus, probiert sich mit allem unwichtigen irgendwie abzulenken. Aber spätestens nach der Beerdigung am letzten Dienstag hat man die Gewissheit, dass er nie mehr zurückkehren wird.

Es kommen wohl noch ein paar schwere Wochen auf mich zu. Wir wollten noch so vieles zusammen unternehmen, z.Bsp. nächstes Jahr einen längeren Urlaub auf Zanzibar verbringen bei dem wir gemeinsam Kitesurfen wollten. Oder wir wollten schon lange einmal einen Klettersteig besteigen. Schon über ein Jahr ist die Ausrüstung gekauft und liegt bereit im Schrank. Es gibt auch noch so viele Sachen die ich ihn noch Fragen wollte oder mit ihm besprechen. Aber irgendwie war der Moment ungünstig oder die Situation unpassend. Alles bleibt jetzt unbeantwortet.

Marius war für mich ein besonderer Mensch, so vielfältig wie kaum ein anderer. Auf der einen Seite der Abenteurer der gerne Gleitschirm flog, mit Haien Tauchen ging, in Mosambik Entwicklungshilfe leistete oder irgendwo mit seinem VW California Camping Bus hin fuhr um in der Natur zu übernachten. Gleichzeitig war er auch ziemlich häuslich, war stets bemüht sein schönes Haus in Ordnung zu halten, dass der Rasen beim Haus gut aussieht. Er war sogar richtig stolz auf seinen Golfrasen.

Er war aber auch der introvertierte Künstler, die vielen selbst gemalten Bilder im Haus zeugen von seiner Kreativität. Wir verbrachten ab und zu einen Abend an dem wir nicht viel miteinander redeten.

Was ich sicherlich aus dieser Tragödie mitnehme ist, dass man nichts aufschieben sollte. Darum der Ratschlag an alle: MACHEN! Besucht die Freunde die ihr schon lange wieder besuchen wolltet, reist dorthin wo ihr schon immer hin wolltet, verfolgt die Hobbies die ihr euch vorgenommen habt und arbeitet nicht zu viel für andere. Seine Arbeit war sicherlich auch ein Faktor unter der seine Gesundheit in den letzten Monaten gelitten hatte. Er war schlichtergreifend überarbeitet.

Wie sind alle sehr betroffen. Du bist viel zu früh von uns gegangen, du fehlst uns allen.

Wanderung über die drei Pize

Momentan herrscht bekanntlich wieder fantastisches Wanderwetter das man unbedingt ausnutzen sollte. Ein paar kleinere Wanderungen habe ich bereits gemacht, ich war also bereit für eine etwas schwerere Tour. Auf der Webseite eines bekannten Outdoorausrüsters war mir dann eine schöne Tour ins Auge gestochen, und da das Wetter am Wochenende perfekt werden sollte, kurzentschlossen einen Kurzurlaub im Bündnerland verbracht.

Die Tour führt aus dem romanischsprachigen Val Lumnezia ins walserische Obersaxen, wo die schweizerdeutsche Sprache vorherrscht. Darum heisst der Berg einmal Péz (romanisch) und dann wieder Piz. Da diese Kammwanderung zwischen den Tälern des Valser Rheins und des Vorderrheins anspruchsvoll ist, wurde die Anreise am Vortag empfohlen. Meine Begleitung und ich haben uns dann entschlossen, dass wir das Auto am Ende der Tour abstellen und mit dem Bus am nächsten Morgen zum Startpunkt fahren. So ist man am Ende der Tour unabhängig von den öffentlichen Verkehrsmittel die in dieser Gegend am Abend jeweils nur spärlich fahren. Darum in einem netten kleinen Hotel in Surcuolm übernachtet.

Es ist wirklich paradiesisch dort, diese Ruhe ist einfach unbeschreiblich. Etwas ausserhalb des Dorfes hat man dann eine Wunderbare Aussicht in das Tal des Vorderrheins und auf die Gegenüberliegende Surselva.

Am nächsten Morgen dann zeitig mit dem morgentlichen Bergglühen aufgestanden um den ersten Bus nach Lumbrein ins Val Lumnezia zu erwischen.

Der Anstieg zum ersten und höchsten Gipfel auf dieser Grattour, der Piz Sezner, erwies sich dann als ziemlich fordernd. Der Bergweg ist zwar angenehm zum Wandern da sich der Piz Sezner als sanfter Grasberg präsentiert. Der Anstieg blieb allerding, gerade im letzten Teil, konstant Steil.

Oben angekommen öffnet sich die Aussicht nordwärts über die Region Obersaxen und auf der anderen Seite des Vorderrheins zur Surselva mit dem Dorf Brigels.

Die Gratstrecke über den Piz Plauncas bis zum Piz Mundaun ist schmal und verläuft mal runter, mal wieder rauf auf die nächste Kuppe. Dazu kommt, dass die Rundumsicht so grandios ist, dass man immer wieder stehen bleibt, um sich daran sattzusehen.

Der Piz Mundaun ist darum auch schon mit der Rigi verglichen worden, und die Einheimischen haben ihn kurzum zur Bündner Rigi erklärt. Eine wirklich schöne Tour, die allerdings meine Begleitung und mich richtig forderte. Darum waren wir sehr froh, dass wir auf dem Piz Mudaun den letzten Sessellift ins Tal noch erwischten. Da die letzte Talfahrt im Sommer bereits um 15:30 Uhr ist, muss man sich also etwas ran halten mit Wandern.

Auch möchte ich hier mein neustes kurzes Video mit einigen Impressionen der Tour teilen. Die Gipfelumrundung ist mir gar nicht schlecht gelungen. Natürlich achte ich darauf, dass ich die anderen Wanderer mit den Emissionen meiner kleinen Kamera Drohne nicht belästige. Ich frage jeweils ob es andere anwesende stört, und wenn zu viele Leute anwesend sind verzichte ich drauf. Aber da wir gerade alleine auf dem Gipfel waren bot sich die Gelegenheit förmlich an.

Eine wirklich schöne Tour, der Wanderherbst ist somit standesgemäss eingeläutet.